Dienstag, 7. August 2007

Gestrandet
oder
Der Mob tobt

Viele Wege führen ja nach Hong Kong, aber der billigste um von China aus dorthin zu kommen, ist via Shenzhen zu fliegen, und dann mit Fähre oder Zug über die Grenze nach Hong Kong zu reisen. Das ist deutlich billiger, kostet aber im Schnitt einen halben Tag.

Im Schnitt.

D.h., manchmal halt auch länger.

Wir hatten für Sonntag den Rückflug Shenzhen - Chongqing gebucht, aber eine passende Fährverbindung gab es nicht wirklich, so dass wir schon um 14:00 am Flughafen waren, unser Flug aber erst um 17:15 gehen sollte.

Eigentlich hätten wir uns ja schon wundern sollen, dass wir so früh bereits einchecken konnten. Aber wir waren nur froh, dass wir die vollen Koffer schon mal los waren. Für Zeitvertreib war auch gesorgt, schliesslich hat Shenzhen Airport einen Starbucks und ein McDo. Also vor dem Flug noch einen leckeren Kaffee geschlürft und dann durch Security und zu unserem Gate.

Die Anzeigentafel immer im Auge, aber plötzlich war unser Flug nicht mehr drauf! Einfach von der Tafel verschwunden! Kein Cancel oder Delayed (oder das entsprechende Chinesische), einfach weg!

Ehem? Hallo? Oh oh.

Also, erst mal einen Schalter gesucht, und versucht zu fragen, was mit dem Flug los sei. Als Antwort bekam ich dann "delayed". OK, aber wiel lange? "No time" war die Antwort. Das war ja alles sehr aufbauend! Sehr schön, vor allem, wo ich meine Totalos Egalos schon eingeworfen hatte, weil der Flug ja nur zwei Stunden dauern sollte, die Dinger aber vier Stunden wirken.

Kurz vor fünf wurde uns das ganze dann doch zu bunt und wir sind aus dem Security Bereich wieder raus und zum (Check-In) Schalter. Die bestätigten die Aussage, dass der Flug delayed sei, und man nicht wüsste, wie lange. Wir also zum Hainan Air Schalter. Dort befand sich aber schon eine kleine Meute, und an Durchkommen war gar nicht zu denken. (Anmerkung: Hätte sowieso nichts genutzt, weil dort keiner Englisch konnte.) Die drei Leutchen dort waren schon hoffnungslos überfordert. Zum Glück haben wir dann einen Studenten aus Chongqing getroffen, der ein wenig erklären konnte: Die Maschine war am Ursprungsflughafen wegen schlechtem Wetter noch gar nicht losgeflogen. Mittlerweile war es nach fünf Uhr und selbst wenn die Maschine unterwegs wäre, würde es noch mindestens drei Stunden dauern, bis sie in Shenzhen ankommen würde. Na das waren ja mal schöne Aussichten.


Aber dann kam Bewegung in die Sache: Denn jetzt kamen alle anderen wartenden Passagiere aus dem Sicherheitsbereich und stürmten (im wahrsten Sinne) den Hainan Air Schalter. Und da ging die Post ab! Es wurde gebrüllt und es fehlte nur, dass die Leute handgreiflich wurden. Wir haben uns derweil weiter mit dem Studenten unterhalten ,und der nannte die Situation netterweise "they try to talk with each other". Hainan Air hätte gesagt, dass man um 18:30 neue Wetterinfo bekommen würde und dann wüsste man, ob der Flug noch geht.

Den anderen wurde anscheinend gesagt, dass sie in ein Hotel gebracht würden. Die Meute also Richtung Bus, kam dann aber nach ein paar Minuten noch aufgebrachter zurück. Kein Ahnung, was passiert war. Es wurde wieder laut. Der Hainan-Mann schien aber taub zu sein. Zumindest zeigte er keine Regung, sagte gar nichts und stand einfach nur hinter seinem Schalter.


Auch die 18:30 waren mittlerweile verstrichen, und es gab naürlich keine neuen Infos! Der Student zuckte nur mit den Schultern, und meinte, man müsse halt warten.

Da waren auf der einen Seite die Kampfhähne, die jeden anbrüllten, der irgendwie nach Hainan Air aussah, und auf der anderen Seite, die Leute, die sich einfach ihrem Schicksal ergaben und meinten, dann warten wir halt. Das wär halt so. Als wär es das normalste der Welt.

Zu dem Zeitpunkt waren wir über das Ärgern schon wieder hinaus, und die ganze Situation belustigte uns nur noch (wie man an Ninas Gesicht leicht erkennen kann). Ein paar der Chinesen versuchten dann auch mit uns zu sprechen, und konnten gar nicht glauben, dass wir nach Chongqing fliegen wollten.

Uns war das ganze mittlerweile zu dumm geworden. Nina hat die Koffer wieder auschecken lassen, und wir haben uns nach anderen Flügen erkundigt. Ticket umbuchen ging nicht, weil wir schon eingecheckt hatten! Angeblich! Also noch schnell einen Flug für Montag morgen (mit einer andreren Airline) gebucht, und noch eine Nacht im schönen Interconti in Shenzhen verbracht. Beim Buchen der neuen Tickets sahen wir dann, wie der Mob sich doch in Richtung Bus bewegte.

Für alle, die auch mal in Shenzhen stranden: das Interconti hat einen richtig guten Spanier und auch der Chinese ist extrem lecker.


Nachtrag: Die CAAC (die Chinesische Flugbehörde) hat deshalb auch den Spitznamen: Chinese Airlines Always Cancelled!

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