Mittwoch, 25. April 2007

Viel Beton

OK, OK, ich hör schon die Klagen, dass hier lange nichts mehr reingeschrieben wurde. Hier also ein kleines Update von Chinas grösstem Bauvorhaben und der kleinen Reisegruppe mit dem typischen Chinesischem-Foto-Gruss!

Das Bild hat der freundliche Reiseführer Marc gemacht, der uns eindringlich erklärt hat, wie gut das Ganze doch ist, und wie schön die Umsiedlung und die damit verbundenen Vorteile sind. Auffallend war nur, dass auf dieser Tour alle Reiseführer fast den selben Wortlaut benutzt haben. Hmmm, Zufall?

Noch ein paar Daten zum Damm:
  • Stauhöhe zwischen 145m und 175m (über NN)
  • Länge des Stausees: 660km (bis Chongqing Stadt)
  • Länge der Staumauer: 2km
  • Breite der Staumauer: unten 124m, oben 20m
  • Höhe der Staumauer: 187m
  • 1,3 Millionen Leute umgesiedelt (offizielle Zahl!)
  • 19 Städte und 326 Dörfer versunken
  • 1300 archeologisch wichtige Stätte versunken
Und wenn keine Lösung gegen die Versandung gefunden wird, wird das Projekt in spätestens 70 Jahren verschlammt sein.

Dienstag, 10. April 2007

der Verkehr

Oder um es mit Obelix zu sagen: Die spinnen, die ...

Wir haben ja schon mal erwuahnt, dass hier im wesentlichen chaotisch gefahren wird; Spuren sind nur grobe Anhaltslinien; und wenn sich dann doch mal zwei treffen, bleiben sie an Ort und Stelle stehen, egal wo das gerade ist. Also durchaus mitten auf Kreuzungen, in Kreisverkehren oder auch mal quer auf der Strasse - auch dann, wenn äusserlich nicht mal ein Kratzer zu erkennen ist.

Gestern wollten wir nur mal schnell Downtown was kaufen. Auf dem Rückweg an einer Unterführung war dann mal wieder so ein klassischer Deadlock. In die Unterführung passen so gerade zwei PKW nebeneinander oder maximal ein Bus und ein Motorrad. Davor wird die Strasse aber durchgängig zweispurig benutzt. Da versuchten also, zwei Chinesen die Gesetze der Physik zu umgehen und zu beweisen, dass zwei Gegenstände -in diesem Fall ein Linienbus und ein Taxi- durchaus zur selben Zeit den selben Raum einnehmen können. Die beiden haben sich abwechseln langsam immer weiter Millimeter für Millimeter vorgetastet, bis der rechte Aussenspiegel des Taxis quasi im vorderen linken Radhaus des Buses verschwunden war - bis hierhin alles noch ohne Feindkontakt. Der Taifahrer hätte eigentlich schon lange einsehen müssen, dass er diesen Wettstreit verlieren würde, aber wo noch ein Motorrad durchpasst, da muss ja auch ein Suzuki noch durchgehen, dachte er wohl.

Jedenfalls wurde die Ampel grün und der Bus fährt los und ... richtig, klappt dem Taxi den Aussenspiegel ran. Wohlgemerkt, der Spiegel war nur umgeklappt! Das wurde dann vom Taxifahrer zum Staatsakt erhoben: der sprang aus seiner Karre und fing sofort an, wild auf den Busfahrer zu schimpfen, der ziemlich gelangweilt sitzen blieb und den Bus an Ort und Stelle stehen liess, nämlich so, dass niemand mehr die Unterführung nutzen konnte.

Der Taxifahrer hat dann erst mal seine Gäste aussteigen lassen, was nicht einfach war, da sie über die linke Seite raus mussten, die bei den hiesigen Taxen meist gar nicht aufgeht! Wir waren zum Glück an einer Stelle, wo man noch Wenden und einen anderen Weg nehmen konnte. Ich nehme an, dass die beiden immer noch da stehen!

Ich hatte anfangs mal gesagt, dass der Verkehr hier ähnlich dem südeuropäischen Verhalten ist. Allerdings wissen die, wann man zurückstecken muss und tun das dann auch - dieses Prinzip ist dem chinesischen Verkehrsteilnehmer vollkommen fremd!

Sonntag, 8. April 2007

Frohe Ostern

Auf diesem Wege wünschen wir allen Freunden und Lesern ein frohes Osterfest.

Und weil schon einige danach gefragt haben: Ostern wird hier gar nicht gefeiert; das heisst, es gibt hier auch kein XXXL-Wochenende. An Weihnachten hat man ja noch viel Merry Christmas und Happy New Year gefunden, das ist bei Ostern überhaupt nicht der Fall. Nur, wenn man in eines der (westlichen) Hotels kommt, dann sieht man sie, die Osterhasen und (Schoko-) Ostereier.

Mittwoch, 4. April 2007

Neulich beim Einkaufen

von Nina:

Ich auch eben nach der Arbeit schnell im Walmart und hab ein paar neue Blumentöpfe gekauft, ... Außerdem wollte ich im Walmart Eier für Ostern kaufen , und ein paar Flaschen Bier (für beim Umzug!) haben wir auch gleich eingepackt. An der Kasse stellte sich dann heraus, dass die Packung Eier nicht mit Preis versehen war. Aber nix chinesische Durchsage wie etwa "Eier an Kasse 13 bitte, Eier an Kasse 13". Das Mädel an der Kasse hat uns bedeutet, dass wir dann die Eier nicht bekommen, hat dieselben in Seelenruhe unter die Theke gepackt und nur alle anderen Sachen abgerechnet. Ich frag mich, was denn da so in der gemeinen Verkäuferin vorgeht. Etwa, dass der Kunde denkt "Och jo, Eier waren eh nur optional, die Blumentöpfe und das Bier reichen ja auch...". Dann bin ich also zurück zu den Eiern, hab eine Packung mit Preis mitgenommen, und wurde dann an der Kasse gefragt, ob ich 2 Pakete Eier will. Hallelujah!!!!

Die Geschichte mit dem Haus

Wie die meisten wohl mitbekommen haben, ist das sogenannte Nagelhaus mittlerweile (in der Nacht (!) von Montag auf Dienstag) abgerissen. Was nun in Wirklichkeit passiert ist, werden wir wohl nicht erfahren - die offizielle Version lautet, dass die ehemaligen Bewohner und Eigentümer in ein entsprechendes neues Appartment umgezogen sind.

Hier ist eine Web-Seite mit ein paar Bildern des Hauses und des Abriss.

Ein paar interessante Aspekte hat die ganze Geschichte: anscheinend hat das Ausland daran mehr teilgenommen als zumindest die Nicht-Chinesen hier in China. Es war nämlich nicht einfach, Informationen zu bekommen, da etliche Seiten und Blogs gesperrt waren; und die meisten auffindbaren Seiten nur in Chinesisch waren. Und zumindest in Deutschland war es ja in allen Medien (wir haben Links zu Tagesschau, Heute Journal und Stadtanzeiger bekommen).

Was uns ein wenig wundert, warum nun um dieses eine Haus so ein Hype gemacht wird. Bitte nicht falsch verstehen, wir finden es ebensowenig gut, dass die Leute hier einfach enteignet werden, wenn mal eben irgendwo was Neues gebaut werden soll. Aber man sieht es einfach ständig hier und fragt sich, was war dabei nun anders?

Ich hatte mal Bilder von dem "historischen Haus" gepostet, das mittlerweile Platz machen musste, für eine der neuen Yangtze Brücken.
Dieses Haus war genauso besetzt und hat als letztes die gesamte Strassenfront "überlebt", bis es dann eines morgens doch auch verschwunden war. Auch hier sieht man die Plakate und die Leute haben bis zuletzt dort gewohnt.

Hier erkennt man, dass die vordere Hälfte des Hauses/der Häuserzeile schon eingerissen bzw abgetragen wird, während im hinteren Teil noch Leute wohnen. Anmerkung am Rande: Es wird selten was abgerissen, sondern Häuser werden wirklich auseinander genommen und viele Materialen werden wiederverwertet, also Steine, Rohre und elektrische Leitungen!

Und solche Plakate findet man dann kurz vor Abriss bzw Räumung an den Häusern. Ich werd mir das bei Zeiten mal übersetzen lassen, aber mit unseren paar Brocken Chinesisch können wir erkennen, dass es um verschiedene Hausnummern (unter Punkten 1., 2. und 3.) geht, und dass zwischen dem 18. Dez 2006 und dem 15. Feb 2007 was geschehen muss. Details folgen.

Und noch eine Anekdote zum Thema Besetzung: Das Interconti Hotel wollte ja ursprünglich im Juli 2006 seine Türen öffnen, aber im (bereits fertig eingerichteten) Foyer hatten sich ein paar Leute angesiedelt, die ebenso für eine gerechte Entschädigung protestierten - hat man uns zumindest so erklärt. Da brutzelte dann regelmässig der Wok, und an eine Eröffnung war nicht zu denken. Laut einem Freund, der damals dort arbeitete (Grüsse nach Deutschland auf diesem Wege), waren diese Chinesen dann aber eines morgens nicht mehr dort. Was da genau passiert ist, und ob es eine gerechte Entschädigung gegeben hat, werden wir Laowei wohl nie erfahren.

Mit anderen Worten: diese Besetzungen, das Ausharren ist ein typisches Bild für Baustellen hier. Man bekommt den Eindruck, dass dies so ein Katz-und-Maus-Spiel mit den Behörden ist, das einfach dazu gehört.

Montag, 2. April 2007

Das Baugruben-Inselhaus

Da ist man mal zwei Wochen nicht da, und da wird einem der ganze Vor- und Garten abgegraben.


Scherz beiseite! Ich weiss nicht, was es damit genau auf sich hat - es kursieren ein paar Theorien im Netz. Tatsache ist, dass wir davon hier gar nichts mitbekommen haben, aber etliche Web-Seiten (vor allem Blogs und Nachrichten) mal wieder blockiert werden.
Ausserdem ist das kein wirklich ungewöhnlicher Anblick in Chongqing, und wir haben schon oft alte Häuser, Strommasten u.ä. auf solchen Hügeln inmitten von Baustellen gesehen.

Hier eine kleine Sammlung von Links zu diesem speziellen Häusle...
http://www.designtagebuch.de/ein-symbol-fuer-den-widerstand-in-china/#comment-1254
http://www.marc.cn/2007/03/living-on-island-in-big-city.html
http://www.chinaherald.net/2007/03/incredible-chongqing-house-more.html
http://venture160.wordpress.com/2007/03/08/chinas-most-incredible-holdout/

Wenn jemand weiss, wo diese Baustelle genau liegt, bitte kurze Mail oder Kommentar, damit ich auch mal ein eigenes Bild machen kann.